Die Rauhnächte dauern jedes Jahr vom 25. Dez. bis 6. Jan. Es sind insgesamt 12 Nächte – die 6 letzten des alten und die 6 ersten des neuen Jahres. Ihre Anzahl resultiert aus den 11 Schalttagen, welche die Kelten einfügten, um die Differenz zwischen der Anzahl Tage eines Jahres, welche sich nach den Mondphasen auf 354 und gemäss dem Sonnenjahr auf 365 beläuft, auszugleichen. So können die Vorkommnisse der Nacht vom 25. auf den 26. Dez. im Januar des folgenden Jahres in Erfüllung gehen usw. In diesem Sinne werden die 12 Rauhnächte auch “Losnächte“ genannt und dienen als Orakel für das neue Jahr. Die Nacht vom 24. auf den 25. Dez. ist dabei besonders bedeutungsträchtig. In dieser Nacht können sogar die Tiere zu uns sprechen und sind Rituale und Orakel in Bezug auf Glück und Geld besonders sinnvoll. Die Nacht vom 31. Dez. zum 1. Jan. hat die stärkste Orakelwirkung. Ihr werden Wahrsagungen im Zusammenhang mit Liebe, Ehe und Familie zugesprochen. Die Nacht vom 5. zum 6. Jan. eignet sich besonders gut, um sich mit Überflüssigem, Altem oder Belastendem des vergangenen Jahres zu versöhnen und es loszulassen. Daher auch der Brauch, spätestens am 6. Jan. den Christbaum und sämtliche Weihnachtsdekoration zu entsorgen. Zudem können insbesondere in dieser Nacht, die bösen Geister der Vergangenheit vertrieben und gute fürs kommende Jahr beschworen werden. Daher besagt auch der alte Brauch, in dieser Nacht eine Zeit lang alle Fenster zu öffnen, um die bösen Geister hinaus zu schicken und die guten herein zu bitten.
Die Rauhnächte gehen auf eine germanische Tradition zurück und existieren im heimischen Brauchtum einiger Regionen heute noch. Die dazu gehörende germanische Göttin ist ‚Holda‘, die gütige und freundliche Muttergöttin, Erd- und Himmelsgöttin und die Göttin der Jahreszeiten. Ihre weniger freundliche Seite zeigt Holda, wenn sie in Begleitung von Odin, dem nordischen Göttervater, die wilde Jagd der Hexen, die in den Rauhnächten auf ihren Besen durch die Lüfte reiten, anführt. Daher existiert noch heute in manchen Gegenden die Tradition, in dieser Zeit neue Besen anzufertigen oder zu besorgen. Die germanische Göttin Holda ist die ‘Frau Holle’ aus dem entsprechenden Märchen. Sie ist ein höheres, ebenfalls freundlich gesinntes Wesen, das dem gut geführten Haushalt Fülle beschert. Als himmlisches Wesen umspannt sie die Erde. Und wenn sie ihr Bett macht, dann rieseln die Daunen als Schnee auf die Erde nieder. Im Alpenraum entspricht Holde bzw. Frau Holle der Wintergöttin Berchta (Perchta). Daher rühren auch die Perchtenumzüge in der Schweiz, während denen tapfere Menschen hinausziehen, um die bösen Wintergeister bzw. das alte Jahr zu vertreiben. So zeigt sich auch in dieser alten heimischen Tradition die beliebteste und unbewussteste aller Verhaltensweisen des Menschen, die Projektion. Anstatt die eigenen bösen unliebsamen Anteile zu erkennen, anzunehmen und zu integrieren, projizieren wir sie auf böse Geister, die es zu vertreiben gilt. Wenn wir uns der Projektion hingeben, schaffen wir ganz viele Feinde und finden so eine Welt voller Widersacher vor, uns mit eingerechnet. Versuchen wir doch anstatt all die bösen Geister, die wir laut dem Polaritätsgesetz, dem wichtigsten allgegenwärtigen und lebensbestimmenden Gesetz in uns tragen, zu vertreiben, lieben zu lernen und ihnen dankbar zu sein, dass sie uns zu vollkommenen Wesen machen.
So sind die Rauhnächte von einer grossen magischen Kraft getragen. Das liegt daran, dass sie ausserhalb unserer “normalen Zeit” liegen, wie sie ebenfalls als solche von den Kelten, von denen sie eingeführt wurden, betrachtet wurden. In dieser magischen Zeit stehen die Tore zur anderen Welt weit offen. Es ist die Zeit des Brückenschlags zu unseren Ahnen und des Kontakts zu den Lichtwesen, Engeln, Erzengeln und den Göttern. Es ist ein Neubeginn. Es ist der Augenblick, in dem wir unser Schicksal neu gestalten. In den Rauhnächten können wir – als Teil der Schöpfung – unsere eigene schöpferische Kraft wieder erkennen. Es ist der Moment, indem wir zum Schöpfer des neuen Lebens werden. Es ist die Zeit, in der wir Frieden kreieren, indem wir Liebe in uns selber schaffen und diese nach aussen in die Welt tragen.